Ist es möglich/sinnvoll, während der Abschlussarbeit Vollzeit oder Teilzeit zu arbeiten? Vielleicht studierst Du von Anfang an nebenberuflich, vielleicht bist Du finanziell darauf angewiesen, möglichst viele Stunden zu arbeiten oder Du hast schon kurz vor Deinem Abschluss ein interessantes Stellenangebot bekommen. Viele Studierende arbeiten neben dem Studium und tun das auch während der Abschlussarbeit – einige davon auch in Vollzeit. Das ist mit einigen Herausforderungen verbunden, ist aber machbar.
Mit der richtigen Herangehensweise hast Du vielleicht sogar einen kleinen Vorteil gegenüber Studierenden, die den ganzen Tag Zeit für ihr Studium haben. Schließlich musst Du von Anfang an realistisch planen, pragmatische Entscheidungen treffen und Dir ggf. Unterstützung organisieren, was Vollzeitstudierende manchmal gerne aufschieben. Ich möchte Dir hier ein paar Hinweise geben, wie Du am besten vorgehst, wenn Du (Lohn-)Arbeit und das Schreiben der Abschlussarbeit unter einen Hut bringen musst. Hier findest Du 5 allgemeine Tipps, die Du bei der Abschlussarbeit beachten solltest.
Gute Absprachen treffen
Es ist extrem hilfreich, wenn Du mit Deiner Betreuung an der Hochschule, mit Deinem Arbeitgeber und mit Menschen aus Deinem Umfeld (z. B. Familie, Partner*in und engen Freund*innen) von Anfang an gute Absprachen triffst. So sorgst Du bei allen für realistische Erwartungen und bekommst vielleicht mehr Unterstützung als Du denkst.
Absprache mit der Hochschule/Deiner Betreuung
An manchen Hochschulen kannst Du ins Teilzeitstudium wechseln und bekommst dann mehr Bearbeitungszeit. Informiere Dich rechtzeitig darüber, ob das möglich ist – wenn die Arbeit einmal angemeldet ist, kannst Du den Status meist nicht mehr ändern. Verlängern kannst Du die Bearbeitungszeit dann nur noch im Krankheitsfall und meist auch nicht um mehr als die Hälfte der Gesamtzeit.
Es macht auch Sinn, wenn Deine Betreuung weiß, dass Du neben dem Studium arbeitest. Insbesondere den Zeitplan solltet Ihr dann gut absprechen (Deine Betreuung kann Dir rückmelden, was realistisch ist) und es ist besonders wichtig, das Thema und die Fragestellung gut einzugrenzen (das ist bei jeder Abschlussarbeit wichtig, aber mit straffem Zeitplan umso wichtiger, das von Anfang an zu machen). Dazu kannst Du Dir auch meine Checkliste zur Eingrenzung der Fragestellung anschauen.
Kläre auch ab, wann Deine Betreuung für Fragen oder Gesprächstermine verfügbar ist und wie frühzeitig Du Dich dafür melden musst. Insbesondere, wenn Du Urlaub oder beruflich ruhigere Zeiten einplanst, um dann besonders intensiv zu schreiben oder Daten auszuwerten, ist es gut zu wissen, ob Deine Betreuung dann erreichbar ist, falls Du Fragen hast. Wenn Deine Betreuung anbietet, Feedback zu Deinem Exposé zu geben oder Teile Deiner Arbeit zu lesen, informiere Dich, was Du wann einreichen musst, um rechtzeitig eine Rückmeldung zu haben.
Absprachen mit dem Arbeitgeber
Es kann sinnvoll sein, Deinen Arbeitgeber oder direkte Vorgesetzte in Dein Vorhaben einzuweihen. Wenn Dein Arbeitgeber von Deinem Abschluss profitiert, kannst Du vielleicht besonders viel Unterstützung aushandeln. Manchmal ist es sogar möglich, Teile der Arbeitszeit für die Abschlussarbeit zu nutzen. Oder zumindest vor oder nach der Arbeitszeit im Büro an der Abschlussarbeit zu arbeiten, falls Du Dich dort gut konzentrieren kannst.
Manche Studierende müssen Ihr Studium leider vor dem Arbeitgeber verheimlichen, wenn eine negative Einstellung zu Weiterbildung besteht. Das macht es natürlich nicht leichter. Aber auch dann kannst Du vielleicht für möglichst gute Bedingungen in der Abschlussarbeitsphase sorgen und z. B. absprechen, dass Du in dieser Zeit wenig Zeit hast oder frühzeitig planen musst (den wahren Grund muss ja niemand wissen). Vielleicht kannst Du so aushandeln, dass Du in der Zeit nicht für Überstunden zur Verfügung stehst oder bei wechselnden Arbeitszeiten die Dienstpläne rechtzeitig kennen musst oder bestimmte Zeiten bevorzugst. Auch falls Du Teile Deines Urlaubs (bitte nicht Deinen gesamten Urlaub – Erholungszeiten sind wichtig) nutzen willst, um intensiver an der Abschlussarbeit zu arbeiten, dann solltest Du diesen rechtzeitig beantragen. Falls die Arbeitsbedingungen besonders widrig sind und es Dir fast unmöglich erscheint, neben dieser Tätigkeit Deine Bachelor- oder Masterarbeit zu schreiben, dann kann es sich vielleicht auch lohnen, vorher den Arbeitgeber zu wechseln. Auch wenn eine Einarbeitungsphase natürlich oft zusätzliche Energie- und Zeitintensiv sein kann, sind gute Arbeitsbedingen und im Idealfall die Unterstützung durch den Arbeitgeber viel wert.
Absprachen mit Deinem persönlichen Umfeld
Sprich auch möglichst frühzeitig mit Menschen aus Deinem engen Umfeld (insbesondere Menschen, mit denen Du zusammenwohnst oder die Du häufig siehst) ab, wann Du nicht verfügbar bist, weil Du dann an Deiner Abschlussarbeit arbeitest und wann Du (wieder) mehr Zeit hast. Vielleicht bieten sie sogar Unterstützung (z. B. im Haushalt) an, um Dir in dieser intensiven Phase möglichst den Rücken freizuhalten. Auch wenn sich Deine ursprünglichen Pläne ändern, weil Du doch mehr Zeit brauchst als Du dachtest oder zu anderen Zeiten oder an einem anderen Ort schreiben willst, sprich es rechtzeitig an.
Gute Planung ist wichtig
Eine realistische und frühzeitige Planung ist besonder wichtig, wenn Du wenig Zeit zur Verfügung hast.
Zeitliche Planung
Überlege, zu welchen Zeiten Du regelmäßig an Deiner Abschlussarbeit arbeiten kannst (nein, nicht „jede freie Minute“ – das ist weder gesund noch sinnvoll). Das sollten auch Zeiten sein, zu denen Du einigermaßen konzentriert bist. Nach der Arbeit erstmal zu Hause abschlaffen und dann später nochmal aufraffen funktioniert z. B. für viele Studierende eher weniger gut, weil dann einfach die Energie fehlt.
Wenn Du Dich morgens gute konzentrieren kannst, kann es sinnvoll sein, etwas früher aufzustehen, um morgens etwas für die Bachelor- oder Masterarbeit zu machen. Überlege und probiere aus, wann es wirklich in Deinen Alltag passt. Wenn Du neben dem gesamten Studium bisher gearbeitet hast, dann hast Du vielleicht schon Vorerfahrungen. Das Bearbeiten der Abschlussarbeit ist aber nochmal anders als z. B. das Lernen für eine Klausur, da weniger Struktur vorgegeben ist und Du mehr (kreative) Entscheidungen treffen musst.
Du brauchst Zeiten, zu denen Du auch wirklich denkfähig bist und am besten auch einen Ort, an dem Du Dich gut fokussieren kannst. Vielleicht klappt das im Büro oder in der Bibliothek besser als auf dem Sofa oder am Küchentisch (vielleicht auch genau umgekehrt). Der Plan kann dann z. B. sein, jeden Morgen nach dem aufstehen 20 Min. zu machen und zusätzlich einen Vormittag am Wochenende zu nutzen (nein, nicht das komplette Wochenende – außer vielleicht kurz vor der Abgabe). Oder an 4 Wochentagen nach Feierabend für 1-2 Stunden in die Bibliothek zu gehen. Das sind dann die Zeiten, mit denen Du fest planen kannst.
Zusätzlich kannst Du intensivere Zeiten nutzen, für die Du z. B. Urlaub nimmst oder wenn es beruflich ruhiger ist. Fange aber nicht erst in diesen intensiven Phasen mit der Arbeit oder mit dem Schreiben oder dem Auswerten an, sondern bereite das während der kurzen regelmäßigen Zeiten gut vor. Sonst brauchst Du womöglich erstmal 3 Tage um reinzufinden oder auf irgendwelche Probleme zu finden und die Intensivphase ist schon halb rum, bevor Du wirklich angefangen hast. Die regelmäßigen Zeiten sind also eigentlich sogar wichtiger als die intensiven Phasen. Wenn Du denkst, dass Du in normalen Wochen keine Zeit dafür hast, dann schau mal, ob wenigsten 10-15 Minuten an 3-4 Tagen/Woche möglich sind. Klingt wenig, kannst Du aber prima nutzen für ein paar Notizen, eine kurze Recherche oder zum Überarbeiten. Du bleibst dann gedanklich drin und kannst viel leichter wieder anknüpfen, wenn Du wieder mehr Zeit zur Verfügung hast.
Hier erfährst Du, wie Du einen guten Zeitplan für Deine Abschlussarbeit erstellst
Inhaltliche Planung
Wichtig ist auch eine gute inhaltliche Planung. Such Dir am besten ein Thema aus, zu dem es schon Forschung gibt und beschränke Dich auf eine kleine, gut umrissene Fragestellung, die an bestehende Forschung anschließt. Bedenke auch, dass Du vermutlich mehr Zeit investieren wirst/willst, wenn Du für Dein Thema sehr brennst. Ideal ist vielleicht ein Thema, das Du schon spannend findest, das Du aber auch mal loslassen kannst. Jede Abschlussarbeit (auch in Vollzeit) erfordert Kompromisse. Zu denen kannst Du Dich vielleicht leichter und schneller durchringen, wenn es nicht um Dein Herzensthema geht.
Schreib am besten am Angang ein Exposé, um einen Fahrplan für Deine Arbeit zu erstellen und Dir frühzeitig Feedback einzuholen (von Deiner Betreuung, von Kommiliton*innen oder im Rahmen eines Coachings).
Hier gebe ich Dir einen Überblick über die verschiedenen Teile der Abschlussarbeit.
Such Dir Unterstützung
Viele berufstätige Studierende sind sehr zielstrebig und leistungsfähig. Das heißt aber nicht, dass Du alles komplett alleine schaffen musst. Ein unterstützendes Umfeld ist wirklich Gold wert. Vielleicht hast Du im Laufe Deines Studiums bereits ein Netzwerk aus Kommiliton*innen in Form von Lerngruppen oder zum Austausch aufgebaut (wenn nicht – das lohnt sich auch jetzt noch). Viele Lerngruppen enden dann mit der Abschlussarbeit, weil ja dann alle ein eigenes Thema haben. Dabei kann es sich sehr lohnen, weiter im Austausch zu bleiben. Vielleicht möchtest Du Dich insbesondere auch mit anderen berufstätigen Studierenden austauschen.
Du kannst den Austausch mit anderen Studierenden sowohl inhaltlich als auch für die Optimierung Deines Prozesses nutzen. Ihr könnt Euch gegenseitig Feedback geben zum Exposé, zur Fragestellung, zu Zeitplänen und zu Teilen der Arbeit. Ihr könnt Euch auch regelmäßig darüber austauschen, wie es gerade läuft und was Euch helfen könnte, besser voranzukommen. All das ist natürlich auch im Rahmen eines Coachings möglich.
Auch in Bezug auf Dein persönliches und berufliches Umfeld, kannst Du überlegen, welche Art der Unterstützung hilfreich wäre und das ansprechen. Vielleicht können andere Dir zeitweise Aufgaben abnehmen, Dir zuhören oder Dich ablenken, wenn Du Entspannung brauchst. Es gibt auch inhaltliche Aspekte der Arbeit bei denen fachfremde Personen manchmal helfen können. Es kann z. B. beim verständlichen Schreiben sehr helfen, wenn Du mal einer fachfremden Person erklärst, was Du machst. Rückmeldungen zur Verständlichkeit und zu Rechtschreibung/Grammatik können auch fachfremde Menschen geben. Viele freuen sich vielleicht sogar, Dich irgendwie unterstützen zu können.